PLAN OF VELENCE-SEE


VELENCE-SEE:

Fast auf ,,halbem Wege" zwischen Budapest und dem Plattensee zieht der schimmernde Wasserspiegel des Velence-Sees (Venedig-Sees) mit seinen Rohrinseln, den miteinander verbundenen, dichten Schilfrohrflächen, den an der Nordseite aufragenden Bergen und sanft ansteigenden Hügeln die Aufmerksamkeit der Durchreisenden im mittleren Teil Westungarns auf sich.
Nach dem Plattensee und dem Neusiedler See ist dieser 26 km2 große See das drittgrößte stehende Gewässer Ungarns. Der See ist 10,5 km lang, zwischen 1,5 und 3,3 km breit und hat eine Wassertiefe von 1,5 bis 2 m. Seine Wassermenge wird auf 40-4l Millionen Kubikmeter geschätzt. Das Wassereinzugsgebiet des Sees umfaßt 602 km2. Fast ein Drittel der Seeoberfläche wird von Schilfrohr bedeckt, das mehreren Tausend Wasservögeln ideale Nest- und Brutstätten bietet. Durch die günstigen geographischen und klimatischen Gegebenheiten, die große Zahl an Sonnenscheinstunden, die hervorragenden Bade-, Wassersport- und Angelmöglichkeiten sowie die für Ausflüge wie geschaffene Umgebung ist der Velence-See ein beliebter Ausflugs- und Erholungsort für Hunderttausende. Seine besonders reiche Tier- und Pflanzenwelt sowie die einzigartigen Naturwerte ziehen Interessenten und Forscher von weither an.
Fast einem jeden Besucher des Sees stellt sich die Frage, warum der See gerade nach der Stadt der Lagunen, Venedig (ung. Velence), benannt wurde Bisher konnte der Ursprung des Namens nicht eindeutig geklärt werden. Der Legende und dem bekannten Renaissance-Geschichtsschreiber Bonfin zufolge gelten die italienischen Siedler, die an den Hof König Matthias' kamen, als die Namensgeber des Sees. Sie nannten den See, der bis dahin Neusiedler See hieß und mit Schilfrohr und Wasserpflanzen dicht bewachsen war, sowie die an seinem Ufer gelegene Siedlung aus Spaß Venedig (Velence). Nach Meinung der Sprachwissenschaftler erhielten der See und die Ortschaft Velence ihren Namen nach einem alten Fischergerät zur Feststellung der Windrichtung, der im Volksmund Velence genannten Windfahne, die von den Bewohnern des östlichen Seeufers hergestellt wurde. Vor Jahrhunderten wurden sie Venezianer genannt

Schon in der Urzeit war das Gebiet besiedelt...

Der Velence-See entstand am Ende des Pleistozäns, d.h., vor etwa zwölf- bis fünfzehntausend Jahren, durch das Absinken der Erdkruste inmitten von zwei Bruchlinien. Die so entstandene Grabenrinne wurde durch stürmische Winde weiter vertieft und füllte sich mit Oberflächenwasser und Niederschlägen. Die Fläche des Sees war zur Zeit der Entstehung mehr als zweimal so groß wie heute, und der Wasserspiegel lag um drei bis vier Meter höher. Die Größe des Sees nahm im Holozän, der erdgeschichtlichen Gegenwart, infolge der Auffüllung mit Wasser stufenweise ab.
Die an Fischen und Wild reiche Umgebung wurde bereits von den Menschen der Urzeit entdeckt und als Siedlungsort gewählt. Archäologische Funde belegen, daß die Siedlungen der Menschen in der Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit in Form eines Kranzes auf den Velence-Bergen angelegt wurden. Spuren von Steinzeitmenschen wurden in den nahe gelegenen Ortschaften Csákvár, Lovasberény, Pákozd, Nadap, Sukoró, Agárd und Velence entdeckt.
Reiche Funde wie Erdfesten, Siedlungen und Friedhöfe bestätigen, daß Menschen in fast allen Epochen der Erdgeschichte die Umgebung des Sees besiedelten.
Besonders viele Spuren entdeckten die Archäologen von den Römern. Eine der wichtigsten ist die der römischen Heerstraße von Aquincum nach Sabaria, die an den südlichen Ausläufern der Velence-Berge direkt am Seeufer entlang führte. Das Floria genannte Velence wird die erste größere Station in der Römerzeit gewesen sein. Beweis für die Bau kultur und die architektonischen Kenntnisse der Römer ist das fast vollständing erhaltene Steinwehr in Pátka.
Nach dem Römern kamen in Zuge der Völkerwanderung verschiedene Völker, so die Germanen, Hunnen, Awaren, Slawen und später die Ungarn, in dieses Gebiet. Gräber und Friedhöfe weisen auf den Durchzug und die zeitweilige Besiedlung hin.
Nach der Landnahme durch die Ungarn gingen der Velence -See und seine Umgebung in fürstlichen Besitz über und wurden vom Heerführer Szabolcs besetzt. Später wurde die Gegend jahrhundertelang als Weidegebiet für das Gestüt der Csepel-Insel genutzt. Den Chronisten des Mittelalters zufolge befand sich in dieser Gegend, in der Umgebung des ehemaligen Nivaj (heute: Kisfaludpuszta) zeitweilig auch das Quartier von Fürst Árpád. Ringsherum siedelten sich die Stämme der Nyék, Csák und Baracska an. In den folgenden Jahrhunderten waren der See und seine Umgebung im Besitz der königlichen Familie, einiger Aristokratenfamilien und der Kirche.
Erwähnt wird der Velence-See bereits in den ältesten Urkunden und Schriftstücken. Zum ersten Mal wird der Name Berény (heute: Lovasberény) 1009 in einer Urkunde des Heiligen Stephans genannt. Nadap wird als Besitztum der Kreuzritter zum ersten Mal während der Herrschaftszeit König Bela III. in einer aus dem Jahre 1193 stammenden Urkunde erwähnt. Aus dieser Urkunde geht auch hervor, daß der See zu jener Zeit, wie alle anderen mit Schilf Schilfgras und Wasser bedeckten Gebiete, als Sumpf bezeichnet und als Fischgrund genutzt wurde.
Im Mittelalter gab es in den am See gelegenen Siedlungen noch keine Pfarrbezirke, denn ihre Namen sind in einer Zu- sammenstellung der Pfarrbezirke aus dem Jahre 1332 noch nicht aufgeführt. ,,Pákaszt". der Name des heutigen Pákozd, wird 1348 zum ersten Mal erwähnt, wobei die Namen von Dinnyés und Gárdony erst 1414 erstmalig in Urkunden erscheinen.
Unter der 150 Jahre währenden Türkenherrschaft wurden alle Ansiedlungen entvölkert. Im 18. Jahrhundert wurde die Gegend zu einem Gefechtsschauplatz während des Freiheits kampfes unter Rákóczi, und die Bewohner der Dörfer suchten wiederum Zuflucht in den Sümpfen und im Schilfdickicht. Angaben in einer Steuerzusammenstellung aus dem Jahre 1723 lassen erkennen, daß es zu jener Zeit in den Ortschaften kaum noch Einwohner gab. In Pákozd lebten 35, in Velence 12 und in Sukoró nur 5 steuerzahlende Fronbauem.
Während des Freiheitskampfes unter Rákóczi befand sich in einer Ansiedlung am See, in Pátka, das Hauptquartier des blinden Generals Bottyán, der einer der Oberheerführer der Kuruzen war.
Auch eine der ruhmreichsten Schlachten in der Geschichte Ungarns wurde in der Umgebung des Sees während des Freiheitskampfes von 1848 geschlagen. Bei Pákozd besiegte damals die junge ungarische Armee das Heer von Jellasics. Auf einem Hügel in Pákozd erinnert ein Obelisk an den ruhmreichen Sieg. Am Schauplatz des Kriegsrates, der vor der berühmten Schlacht in der reformierten Kirche von Sukoró abgehalten wurde, sich auch heute noch die Schilder mit den Namen der Führer des Freiheitskampfes auch den Kirchen bänken zu sehen.

Mal übergeflutet, mal ausgetrocknet

Wer sich heute an schimmemden Wasserspiegel des Velence- Sees und an seiner romantischen Schilfrohrwelt erfreut oder das seidenweiche Wasser genießt, wird noch nicht einmal erahnen, daß der See bereits mehrfach in ernster ,,Lebens gefahr" war. Mal war es die Natur, und mal waren es die Grundbesitzer der Umgebung, die sich gegen ihn verschworen hatten und ihn mit Austrocknung oder Trockenlegung bed rohten, zählte doch der Velence-See niemals zu den ,,zahmen" stehenden Gewässern. Da er keinen natürlichen Abfluß be sitzt, trat er in den niederschlagsreicheren Jahren über die Ufer und überschwemmte mehrere Hundert Hektar Land. Die Grund besitzer am südlichen Ufer, besonders in Gárdony, forderten daher immer häufiger und nachdrücklicher die Trockenlegung des Sees. 1787 bemühte man sich zum ersten Mal um seine ,,Austrocknung", und später dann wurde das Komitat alle vier bis fünf Jahre immer und immer wieder mit Gesuchen in dieser Sache förmlich bestürmt. Ihrer Forderung wurde 1792 nach gegeben, als ein detaillierter Plan zur Trockenlegung ausgear beitet wurde. Die Ausführungsarbeiten schritten jedoch zum Glück nur bis zum Anlegen von einfachen Abflußgräben voran. 1838, als alle Ortschaften am Südufer vom Seewasser überschwemmt wurden, gelangte die Sache der Trockenle gung vor die Komitatsversammlung. Damals wurde der See nur gerettet, weil die Grundbesitzer des von den Überschwem mungen weniger betroffenen Velence und der Besitzer der Schilfdickichte von Pákozd, das Hochstift in Fehervár (Wei ßenburg), gegen die Trockenlegung stimmten. Der Konflikt wurde dann schließlich von der Natur selbst beigelegt. 1866, als das ganze Land an großer Trockenheit litt, trocknete der See so sehr aus, daß in seinem Bett Husaren exerzierten. Als Ackerland wurde es von den Grundbesitzern am See jedoch nicht genutzt, da sich der See mit Beginn des niederschlags reicheren Wetters wiederauffüllte. Die häufigen Überschwem mungen und die Austrocknung machten jedoch eine Regu lierung des Wasserpegels immer dringender. Die Arbeiten dazu begannen im Jahre 1896. So wurde der bereits früher angelegte Kanal zwischen Dinnyés und Kajtor vertieft und der Wasserstand durch ein Überlaufwehr und eine hochziehbare Schleusenschütze reguliert. Von da an trat der See für lange Zeit nicht mehr über seine Ufer, doch 1963 überschwemmte er erneut 120 Hektar Land. Dadurch wurde die Notwendigkeit unterstrichen, für das Problem der Wasserpegelschwankun gen zwischen 150 und 170 cm eine endgültige Lösung herbei zuführen. Endgültig gelöst wurde das Problem erst mit dem Beginn der Seeregulierungsarbeiten ab der zweiten Hälfte der 60er Jahre.
Zum Ausgang der 60er Jahre wurde Velence-See zu einem der beliebtesten Erholungsgebiete in Ungarn. Durch die Par zellierung und Vergabe von Kleingrundstücken erhielten mehrere Tausend Menschen einen Erholungsplatz für die Wochenenden, und Zehntausende suchten die Strandbäder auf. Als sich der See jedoch wirklich allgemeiner Beliebtheit erfreute, drohte ihm eine neue Gefahr, nämlich die der Veral terung, der Versumpfung. Es begann ein großer Kampf um seine Verjüngung. Zunächst wurden die Wasserpegelsch wankungen beseitigt. In Pátka und Zámoly wurden Auffang und Speicherbecken zur Aufnahme des überflüssigen Wassers bzw. zum Ausgleich fehlenden Wassers in trockeneren Jahren angelegt. Man begann mit dem Ausbaggem der Schlamm schicht, die den Seeboden bedeckt und stellenweise mehr als 50 cm stark ist, sowie mit der Entfernung von sogenanntem verbordenen Schilfrohr. Milliarden wurden für die Reguhe rung des Seebettes und den Ausbau der Uferbefestigungen aufgewendet. Im Ergebnis der Arbeiten vergrößerte sich die freie Wasserfläche des Sees, das Schilfdickicht wurde gesün der und auch die Gefahr der Versumpfung konnte beseitigt werden. Und in einer Zeit, als sich überall die Qualität lebender Gewässer verschlechterte, verbesserte sich die Wasserqualität des Velence-Sees in kaum einem Jahrzehnt um eine ganze Kategorie, was in Mitteleuropa ohne Beispiel war. Heute liegt sie nur noch eine Kategorie unter der des Trinkwassers. Parallel zu den Uferbefestigungen wurden neue Strandbäder gebaut. Man baute Hotels, legte Campingplätze an und errich tete ein Jugenderholungs- und Ausflugszentrum. Der See wurde für Wassersportarten erschlossen. Das wilde Angeln, das den Fischbestand des Sees bedrohte, wurde verboten und der See zum Angelgewässer erklärt.

Steinmeere und schwankende Steine

Die Landschaft um den Velence-See ist außerordentlich reich an Werten der Natur, und die Velence-Berge, die sich am nördlichen Seeufer entlangziehen, gleichen einem geologi schen Museum. An der Oberfläche wechseln sich einzelne oder gruppenförmige Feisgebilde mit besonderen Formen, Steinmeere und Granittore miteinander ab. Von den einzelnen Felsgebilden sind die schwankenden Steine in ganz Europa bekannt. Sie entstanden dadurch, daß weniger widerstands fähige Gesteinsschichten zwischen großen, übereinanderhe genden Granitblöcken durch Niederschläge und Wasser zer stört wurden und sich die Felsblöcke infolgedessen locker aneinander anlehnen. Von weitem scheint es, als würden sie schwanken, doch aufgrund ihres vollkommenen Gleichge wichts kippen sie nie um. Einer von ihnen, der Likas-Stein auf dem Meleg-Berg, hat auch historische Bedeutung, denn be reits in einer Urkunde von 1295 wird er als Grenzmarkierung erwähnt. Genau so berühmt sind der Wollsack von Sukoró (eine Granitblockgruppe in Form eines Wolisackes), der Pilz von Pákozd, der Bär in Sor-hegy sowie die Felsgebilde Löwe, Hund und Sphinx in Päkozd. Eine Seltenheit der Natur ist das Steinmeer auf dem Zsidó-Berg in Päzmänd - ein Quarzit Meer mit großen Felsen, Spalten und Felsnischen. Ähnliche Gebilde aus Granit entstanden auch am Csöntör-Berg.
Zu den natürlichen Besonderheiten der Landschaft zählt weiter eine noch nicht vollständig erschlossene Höhle - die Höhle von Pákozdvár oder Bárcaház.
In der Umgebung von Nadap trifft man auf eine geodä sische Besonderheit: am Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde hier das Nivelliermaß für das Nivelliernetz des Landes in Form eines obelisken errichtet, der von Eisengittern um geben ist und eine Aufschrift trägt.
Unter den natürlichen Schätzen in der Umgebung des Velence-Sees befinden sich die nahe gelegenen, besonders schönen Schloßparks und das Arboretum. Kaum 10 Kilometer vom See entfernt, in Martonvásár, können die Besucher in einem 40 Hektar großen Naturpark umherstreifen. Im Sommer werden auf einer Insel im See des Parkes Beethoven-Konzerte veran~taltet. Etwas weiter vom See entfernt befindet sich das Arboretum Alcsut. Es wurde vor 200 Jahren angelegt und ist ein wirkliches Museum lebender Bäume in dem 40 Hektar großen Naturpark und ein Singvogelreservat.

Das Reich der Reiher

Das Schilfdickicht und die Sumpfflächen des Velence-Sees sind das Zuhause für Tausende von Wasservögeln. Mehr als dreißig Vogelarten nisten hier regelmäßig in Nestern, die im Schilf verborgen sing. Zur Zeit der Vogelzüge im Frühjahr und Herbst kommen zu den ,,ständigen" Bewohnern noch Taus ende von geflügelten ,,Transitreisenden" hinzu, die hier Zwi schenstation machen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wur den am See sogar noch Schwäne, Pelikane und Kraniche beobachtet. Sie nisten heute zwar nicht mehr in dieser Gegend, doch im Schilf sind die schneeweißen Großreiher noch immer zuhause. Neben den graziösen ,,Vogelkoniginnen" des Sees brüten im Schilf auch Graureiher, schwarze Seeschwalben, Rallen, Regenpfeiferarten und Graugänse. In großber Zahl nisten am See ebenfalls verschiedene Entenarten, Bläshühner, Kiebitze, Lachmöwen und Haubentaucher. Die verborgenen Schilfinseln sind auch das Zuhause von Schilfsingvögeln wie Schilfdrosseln, Nachtigallrohrsängern, Meisen und Nach tigallen.
Seit langer Zeit ist die reiche Vogelwelt des Sees Anzie hungspunkt für Forscher. So namhafte Ornithologen und -Naturwissenschaftler wie Elek Fényes, Ottó Hermann, István Chernel, Dezsõ Radetzky oder deren heutiger Nachfolger, der ausgezeichnete Kenner der Vogelwelt, Jenõ Radetzky, be mühten sich um die wissenschaftliche Erfassung der Schilf bewohner. Am See arbeitet bereits seit mehr als zwei Jahr zehnten die István Chernel-Vogelwarte - Nachfolgeeinrich tung der ersten, 1928 eingerichteten Vogelbeoachtungssta tion, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Um die Ruhe und Ungestörtheit der seltenen Vögel am See zu gewährleisten, wurde ein Reservat mit einer Fläche von 420 Hektar geschaffen, in dem die gefiederten Bewohner in Ruhe leben, brüten und nisten können.
Neben den Vögeln ist auch die große Zahl an Kleintieren, wie Zwerg- und Spitzmäusen, bemerkenswert, die in den Schilfdickichten am Ufer leben. Im Schilfrohr entlang des Ufers lassen sich häufig Wassernattem, verschiedene For scharten und Molche sowie auch behäbige Sumpfschildkröten entdecken. Der See ist außerordentlich reich an Fischen. Angler behaupten sogar, der See sei eines der besten Forellen gewässer. Außer Forellen leben in diesem an Plankton reichen Gewässer auch Hechte, Hechtbarsche und Weißfische, und neuerdings sogar Amurkarpfen und Aale.
Beherrschende Pflane in der Flora des Sees ist das Schilfrohr. Die fast runden Schilfinseln, die einen wahrhaftigen ,,Schilf wald" bildenden zusammenhängenden Schilfdickichte und Ufersümpfe verleihen dem See seinen einzigartigen Charakter. Der Volksmund gab den Schilfinseln auch Namen: er nannte sie Puppen bzw. Büsche. Alle besaßen und besitzen auch heute noch ihren eigenen Namen, den jedoch nur noch wenige kennen. Am Rande des Schilfrohrs blühen im Sommermassen haft Wasserhelmgewächse, häufig Laichkraut und Armleuch tergewächse sowie, am Seeufer, Herbstastem, Rothosen schwingel, Knabenkraut und verschiedene Schilfgrasarten.

Schlifhauer und Fischer

Einst waren der Velence-See und seine Umgebung das Reich der Schufhauer und Fischer. Heute wird auf dem See keine Fischerei mehr betrieben. Das ganze Gewässer gehört heute den Anglern. Schilfrohr jedoch wird auch heute noch am See gehauen und verarbeitet, doch während einst das Schiff mit einer speziell gebogenen Handsichel geschnitten wurde, führt man diese Arbeit heutzutage mit riesigen Schilfemte-Kom bines aus. Das Schilf vom Velence-See ist ein gefragter Exportartikel. Ein großer Teil der Garben wird für Schilfdä cher bzw. als Schufgeflecht nach Westeuropa geliefert. Nach der ,,Ernte" im Herbst und Winter reihen sich wahrliche Wälder von Schufzelten aus den trockenen Wasserpflanzen in Form von großen Haufen und Garben am Ufer auf.

,,Behausungen" an Weinbergen, Museen

Besonders schöne Beispiele für die volkstümliche Baukunst in der Landschaft um den Velence-See sind die ,,Behausungen", d.h., die Kelleranlagen und Kelterhäuser, in den Weinbergen von Sukoró, Velence, Pákozd, Pátka, Lovasberény, Zámoly und Pázmánd. Sie haben zumeist Schilfdächer und gelten als Meisterwerke des einen oder anderen Schilfdachdeckers. In Sukoró werden im Haus für Volkskunde Beispiele für die volkstümliche Baukunst aufbewahrt, *****( ide kerül a lap alján lévõ szöveg NÉMETÜL )
In der Umgebung des Sees lebten und wirkten mehrere hervorragende Vertreter der ungarischen Literatur. In Kápol násnyék wurde das Wohnhaus von Mihály Vörösmarty, dem König der Dichter in der Reformzeit, in eine Gedenkstätte verwandelt. In Agárd kann das als Museum eingerichtete, ehemalige Wohnhaus des Romanciers und Dramatikers Géza Gárdonyi besichtigt werden. Und in Vál können die Liebhaber der Lyrik das Jagdhaus aufsuchen, in dem der Dichter János Vajda seine Kindheit verbrachte.

Erholungsort für Hunderttausende

In der dreißiger Jahren begann die Entwicklung der Land schaft um den Velence-See zu einem Erholungsgebiet. Wäh rend in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die ,,Rekord besucherzahl" am See in einem Sommer 20.000 betrug, so liegt sie heute an hochsommerlichen Wochenenden bei mehr als 200.000. Seine große Attraktivität verdankt der See einer seits der Nähe zu Budapest und Székesfehérvár sowie anderer seits dem flachen, sich schnell erwärmenden Wasser und seiner Umgebung, die eine Vielfalt an Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung bietet. Die Wassertemperatur des Velence-Sees liegt um ein bis zwei Grad über der des Platten sees, nicht nur deshalb, weil er ,,flacher" ist, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß die Granitblücke in den Velence- Bergen, die sich schnell aufwärmen, die von der Sonnenein strahlung aufgenommene Wärne förmlich abstrahlen. Das Wasser selbst ist kein Thermalwasser. Es gehört zu den natriumkarbonathaltigen Gewässern. Aufgrund der chemi schen Zusammensetzung eignet es sich zur Linderung von körperlichen und geistigen Erschöpfungszuständen, Appetit losigkeit, bestimmter Gliedmaßenerkrankungen und rheumati scher Beschwerden. Sieben Strandbäder stehen den Besu chern am Seeufer zur Verfügung, deren Dienstleistungen in den vergajfl genen Jahren erheblich erweitert und niveauvoller wurden. Uberall gibt es Boot-, Surfbrett- und Tretbootver leihstationen, und der kulinarischen Versorgung der Erho lungssuchenden dienen Schnellrestaurants und Imbißstände, die in Pavillons eingerichtet wurden, deren Architektur sich in die Landschaft einfügt.
In den letzten Jahren wurde die Bademöglichkeiten eben falls erweitert. So entstand in Agärd ein Thermalbad, das mit Warmwasser aus dem Bika-Tal gespeist wird. Vorerst gibt es nur ein überdachtes Becken für die Liebhaber warmen Wassers. Geplant sind die Erweiterung des Bades und auch der Bau von Becken im Freien. Nachfrage besteht, denn das ,,Warm wasser" in Agárd wird nicht nur von den Einheimischen und Urlaubern am See, sondern auch von zahlreichen ausländischen Touri sten aufgesucht. Neben den Möglichkeiten zum Baden, Sonnenbaden und den Freuden, die See und Umgebung bieten, finden die Touri sten am Seeufer auch immer mehr Möglichkeiten für Freizeit und Unterhaltung, so in Form mehrerer Tennisplätze und einer Minigolfanlage in Agárd. In Nadap und Gárdony kann man reiten oder längere Reittouren unternehmen. Tausende von Jugendlichen kommen zu den Popkonzerten am Pop-Strand von Agárd. Liebhaber der Romantik können Bootfahrten in die Schilfiagungen unternehmen, und diejenigen, die gern rudern, können eine Tour im Ruderboot machen und dabei die verborgene Welt des Schilfdickichts kennenlernen.

***** Velencén halászmúzeum van és a reformkor nagy költõjének, Vörösmarty Mihálynak hajdani présháza és az 1700-as évek második felében épûlt dézsma pince áll egymáshoz közel.